Mittwoch, 2. November 2016

Die zerbrochene Wirklichkeit

Die zerbrochene Wirklichkeit

Es gibt sehr viele Welten, in die man flüchten kann: In die Drogen-, die Alkohol-, die Internet- oder auch in die "Gamer-Welt". Diese Welt wird von vielen Aussenstehenden sehr kritisch wahrgenommen. Die meisten Leute stellen sich die typischen Gamer als von der sozialen Aussenwelt ausgeschlossen vor. Ein weiteres Cliché ist, dass sie nur noch in jener Welt leben wollen und auch dass sie andere wichtige Dinge im Leben, wie Familie, Freunde oder Schule teils vollständig ignorieren, nur um in ihrer heilen Welt der Games zu weilen. Dies mag teils so stimmen, aber für mich machen diese "Hardcore Gamer" nur einen kleinen Teil der Gamer-Szene aus. Ich bin selber ein leidenschaftlicher Gamer und in meinem Freundeskreis wimmelt es nur von solchen Leuten. Ich kenne kaum jemanden in meiner Umgebung, der nicht gerne selber gamet.

Ich habe den Eindruck, dass es bei uns Jungen drei Einstellungen zum Gamen gibt: Die Einen sind angefressene Gamer, die sich sehr mit dem Gamen befassen und auch übermässig viel spielen. Zur zweiten Gruppe - dazu zähle auch ich mich - gehören jene, die neben dem Gamen auch viel Sport treiben und/oder andere Freizeitbeschäftigungen vorziehen. Schliesslich gibt es jene, die mit Gamen absolut nichts anzufangen wissen. 

Hier in der Schweiz sieht man wenig Leute, die vom Gamen total abhängig, sogar süchtig geworden sind und deshalb den Rest der Welt völlig vergessen haben. In den USA gibt es dieses Phänomen häufiger. Davon ist im Text von Jane McGonigal die Rede. Am Schluss heisst es da: "Ja, wir haben Hunger. Und die Spiele ernähren uns. Folglich stehen wir vor einer wichtigen Entscheidung. Wir können weiterleben wie bisher und unseren grossen Hunger mit mehr und mehr Spielen stillen." Da fragt man sich doch, was wäre das Oder?

Die Autorin dieses Textes lässt die Frage unbeantwortet. Jeder muss selber für sich entscheiden, was für ihn gelten soll. Für mich sollte da stehen: "... oder man geht raus, trifft sich mit Freunden, konzentriert sich auf seine Zukunft, auf die Schule, auf das reale Leben, findet ein anderes, nicht abhängig machendes Hobby, macht mehr mit seiner Familie... und kommt so wieder auf sein richtiges Leben zurück." Dies wäre mein Vorschlag. Denn wer wirklich nicht mehr von der virtuellen Welt loskommt, braucht Hilfe, so viel Hilfe, wie man nur kriegen kann.

1 Kommentar:

  1. Danke für diesen Beitrag. Bei Ihrem oder würden Sie sich ja dann als zweiter Typ bei beiden positionieren, nicht? Sie können spielen und richtig leben - und haben keine Angst, dass es zu einer Verschiebung der Grenzen kommt. Vielleicht meint McGonigal eher eine Tendenz: Dass die Versuchung, Enttäuschungen in der realen Welt mit Erfahrungen in der virtuellen zu kompensieren, dass diese Versuchung wächst. Wie empfinden Sie das?

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